Für junge Erwachsene
448 Seiten
Hardcover
ISBN:978-3-473-40196-3
Erschienen: 27.08.2020 (HC)
07.08.2020 (E-book)
Quellen: www.ravenburger.de
Die Hauptfigur Sheera erzählt ihre Geschichte aus der Ich-Perspektive und nach anfänglichen Schwierigkeiten mit ihr (sie wirkte anfangs etwas oberflächlich) kam ich gut mit ihr zurecht. In der ersten Hälfte des Buches wird immer wieder erwähnt, dass sie eine Diebin ist und zugegeben nervte mich das nach einer Weile, insbesondere, weil teilweise identische Wortgruppen dabei verwendet wurden.
Und wo ich einmal bei der Sprache bin: Diese ist einfach gehalten, wodurch ich sehr schnell lesen konnte. Am Anfang des Buches war der Schreibstil etwas holprig, evtl. könnte man sogar gestellt sagen, denn die Überleitungen von Sheera (was sie gerade macht/denkt) zu bspw. der Landschaft und zurück waren nicht gerade flüssig. Das zog mich immer etwas aus der Geschichte heraus. Im Laufe der Seiten wurde es besser, doch der Schreibstil könnte etwas flüssiger und angenehmer sein.
Allerdings folgen wir nicht nur Sheeras Weg, sondern begleiten auch den Kronprinzen Lysander; hier dann aber mit dem personalen Erzähler, der Fokus liegt also erkennbar bei Sheera. Welche Art von Charakter Lysander verkörpern soll lässt sich leicht erkennen, die Umsetzung hat aber nicht geklappt. Er ist mir viel zu leblos, mit einer Art künstlichen Tiefe, sodass der Funke nie übersprang und ich bis zur letzten Seite keine Emotionen, Empathie oder ähnliches für ihn entwickeln konnte.
Bevor ich zu den anderen Charakteren etwas schreibe, erst einmal zur Handlung:
Puhh, es ist das erste Buch seit langem, bei dem ich mich stellenweise etwas langweilte und die Seitenzahlen im Auge behielt. Der Einstieg, das Kennenlernen mit Sheera, war noch in Ordnung, doch der Übergang zwischen ihrem alten Leben und dem bevorstehenden Abenteuer scheiterte in meinen Augen. Es ging so schnell, teilweise wurden nur wenige Details beachtet und somit wirkte es unwirklich (Vielleicht war aber auch genau das das Ziel der Autorin?). Auch empfand ich die Abfolge der Szenen und Ereignisse vor und zu Beginn des Abenteuers als sprunghaft, wenig zielgerichtet und "mehr Quantität als Qualität". Witzigerweise musste ich anfangs bei dem Wettstreit an 'Die Tribute von Panem' denken: Junge Leute werde auserwählt, um (tödliche) Aufgaben zu meistern und nur eine kann siegen. Zudem müssen sie sich wohlgesonnene Reiche auf ihre Seite ziehen. Nicht ganz Panem, doch ich musste oft dran denken.
Die erste Aufgabe war eine Enttäuschung: Der Hintergedanke ist verständlich und super, doch es wirkte gestellt und gekünstelt. Hatte ich anfangs noch in die Geschichte hinein gefunden, war ich spätestens hier wieder raus. Die Atmosphäre ist mir immer sehr wichtig und hier gab es irgendwie kaum welche: Ich las die ersten zwei Drittel des Buches wie durch ein Fernrohr, ich fühlte nichts.
Spannung taucht im letzten Drittel endlich auf, doch vorher gab es echt keine Spur von ihr. Welcher Teil mir überhaupt nicht gefiel war der mittlere, hier war mir auch etwas langweilig und ich schaute oft nach, wie viel ich noch lesen musste.
Einiges an negativer Kritik bisher, doch das Beste kommt zum Schluss, richtig?
Das letzte Drittel hat sprichwörtlich die Kurve gekriegt und es gefiel mir endlich! Spannung gab's, Intrigen, ein paar kleine Geheimnisse und Überraschungen wurden aufgedeckt und die einleitende Wendung für all das war super und ich hatte die echt nicht kommen sehen! Ich denke jedoch, der eigentliche Hauptgrund für diese Verbesserung des Lesevergnügens waren die Charaktere. Endlich gab es Interaktion untereinander, die Figuren bekamen mehr Farbe und Leben eingehaucht und nahmen aktiv an der Handlung teil. Denn genau das fehlte auf den Seiten davor: Die Charaktere wirkten alle wie Statisten, die holprig ihren Text laut vorlasen und schlecht schauspielerten. Somit blieben mir nur Lysander und Sheera und wie ihr bereits gelesen habt, fällt Lysander für mich auch raus.
Nun zur Welt der Alben und Menschen: Ich sehe das Worldbuilding (=die erschaffene Welt) als recht simpel an, das aber trotzdem überzeugt. Es muss ja nicht immer Tolkien sein. Ich brauchte ein paar Kapitel, um mich mit der Idee der Alben anzufreunden, doch sie ist gelungen und immer überall "Elf" oder "Elb" zu lesen ist ja eintönig. Insbesondere die Nachtalben bringen Abwechslung mit. Trotz der beigefügten Karte im Buch hatte ich jedoch meine Schwierigkeiten mit den Entfernungen. Diese sind für mich nicht ganz aufeinander abgestimmt und ziehen die Handlung selbst damit etwas ins unwirkliche.
Auch die Magie spielt hier eine kleine Rolle, anfangs empfand ich die Darstellung als gelungen und es war auch nicht schlimm, dass dem Leser kaum etwas über die Magie, ihre Anwendung etc. berichtet wird. Doch gegen Ende passte in einer Szene das dort Geschehene in meinen Augen nicht mehr in das vorher erschaffene Bild. (Ohne schlimmen Spoiler, keine Sorge): Eine Figur macht einen total mächtigen Zauber und ist danach trotzdem noch normal ansprechbar, kann rennen, weitere Magie bewirken etc., und das, obwohl auf jeder Seite gefühlt fünfmal steht, wie schwach alle sind..? Eigentlich hätte sie schlafend und Süßigkeiten essend im Bett liegen müssen.
Alles in allem, Moonlight Touch hat mich größtenteils gut unterhalten, doch es fehlte an einigen Ecken und Kanten, somit kann ich leider nur 3/5 Sterne vergeben. Nichtsdestotrotz bin ich neugierig auf den zweiten Band, jedoch mit deutlich geringerer Lese-Priorität.
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