27. April 2019

Nele Neuhaus: Elena - Ein Leben für Pferde, Band 7: In letzter Sekunde


Ab 12 Jahre


352 Seiten

Gebunden mit Softtouchfolie und Relieflack

ISBN: 978-3-522-50616-8

Erscheinungstermin: 11.04.2019



Rezension:

Auf in ein neues Abenteuer mit Elena, Melike und Fritzi!
Nach über anderthalb Jahren Warten auf einen neuen Band fühlten sich die ersten Seiten wie ein „nach Hause kommen“ an. Der Amselhof begrüßt den Leser aufgrund vertrauten Regens in der Reithalle, in der Elena mit ihrem Berittpferd Lancelot gemütlich reitet.

Dem Leser werden zwanzig Seiten Einführung gegeben, dann ist er bereits im Wald unterwegs und bangt um den Gesundheitszustand zweier verwahrloster Pferde. Es gibt keine langen Zusammenfassungen darüber, was in den letzten Bänden geschehen ist (diese erfolgen im gewohnt angemessenen Maße), sodass die Handlung schnell voranschreitet und ehe man es sich versieht, befindet man sich in einem spannenden und unterhaltsamen Jugendkrimi. Denn der siebte Band fällt nun endgültig in das Genre Krimi und das hat Nele Neuhaus super geschafft! Am Anfang gibt es viele Fragen, Informationslücken und Geheimnisse, welche nach und nach durch die Figuren aufgeklärt werden. Auch ich habe von Beginn an Vermutungen angestellt und wurde hin und wieder positiv überrascht.

Den wichtigsten Bestandteil des Buches darf man natürlich nicht vergessen: Pferde! Diese kommen selbstverständlich nicht zu kurz und das neue Pferd Priamos konnte ich schnell ins Herz schließen. Zugegeben hat es mir auch gefallen, dass Elena mit einem Pferd an ihre Grenzen kommt und dieses Problem nicht innerhalb eines Buches gelöst wurde. Schließlich entwickeln sich Menschen und Tiere im Laufe der Zeit weiter und so ändern sich Situationen und Beziehungen. Das ist es, was mir bei dieser Jugendbuchreihe so gut gefällt: Nele Neuhaus bleibt mit den Handlungen, Ereignissen sowie Reaktionen und Interaktionen der Charaktere „auf dem Boden der Tatsachen“, das heißt, man kann diese nachvollziehen, begründen und mit der Realität vergleichen. Ein wenig Platz zum Träumen gibt es natürlich trotzdem!

Wie man es bereits aus den vorherigen Bänden kennt, sind auch diesmal nicht alle Figuren laufend vertreten (wegen Spoiler nenne ich diese nicht), was einerseits schade ist, andererseits passt es zur Entwicklung der Charaktere und im nächsten Band werde diese sicherlich wieder in Aktion treten.

Trotz aller Begeisterung fehlten mir ein wenig die Turniere sowie die verbrachte Zeit dort: Das Auf-und Abladen der Pferde, die Vorbereitungen, der Abreiteplatz, die Prüfung selber sowie gemeinsames Mittag-oder Abendessen. Diese Kapitel haben mir immer sehr gut gefallen, allein schon wegen der Sachkenntnis, die Frau Neuhaus stets informativ in die Bücher einbaut. Auch hätte es gerne einen größeren Einblick in den Alltag geben können, wie beispielsweise der Reitunterricht, die Einsteller und nicht zu vergessen die Schule und damit verbundener Stress und Hausaufgaben. Und ja, ich weiß, das ist „meckern“ auf hohem Niveau. :D

Einen wichtigen Kritikpunkt muss ich jedoch anmerken. Leser, die wie ich seit 2011 Elena und ihre Freunde begleiten, stellen unweigerlich fest, dass wenig Entwicklung von der dreizehnjährigen zur sechzehnjährigen Elena stattgefunden hat. Es gibt so viele wichtige Themen in der Pubertät, die einen beschäftigen, doch diese werden kaum angesprochen. Auch ein achtzehnjähriger Farid wirkt sehr jung und naiv, ebenso verhält es sich mit den anderen Charakteren. Einzig Melike handelt und denkt in der ein oder anderen Szene noch am ehestens ihrem Alter entsprechend. Den Grund hierfür kann ich mir allerdings denken. Die Zielgruppe dieser Bücher sind im Schnitt dreizehnjährige, was heißt, dass diese auch an Kinder gerichtet sind. Jugendliche Themen in einem Kinderbuch zu verpacken stelle ich mir als schwierig, wenn auch nicht unmöglich, vor, sodass ich nur hoffen kann, dass wenigstens ein kleiner Entwicklungssprung im nächsten Band passieren wird.

„In letzter Sekunde“ schließt sich super an die vorherigen Bände an und bescherte mir erfreuliche, spannende und emotionale Lesestunden mit viel schmunzeln und rätseln. Definitiv weiter zu empfehlen und ich freue mich schon sehr auf den achten Band sowie die angekündigte Verfilmung, welche, soweit ich weiß, nächstes Jahr im Kino erscheinen soll!

Ich vergebe 4 von 5 Sterne!

10. April 2019

Maureen Johnson: Ellingham Academy - Was geschah mit Alice?


Aus dem Amerikanischen übersetzt von Sandra Knuffinke und Jessika Komina

Ab 13 Jahren

464 Seiten

Hardcover mit Schutzumschlag, Prägung 

ISBN 978-3-7432-0206-1

Erschienen: 11.02.2019

Quelle: www.loewe-verlag.de



Rezension:

Die Haupthandlung spielt in der Gegenwart und begleitet Stevie Bell, welche ein großer Fan von Sherlock Holmes und anderen Detektiv-Romanfiguren ist, auf ihrer neuen Schule, der Ellingham Academy. Ihr Lieblingsfall ist das Jahrzehnte zurückliegende und ungelöste Verbrechen der besagten Schule, welches Stevie endlich lösen möchte.

Tatsächlich hat mich Stevie nach einer Weile an den beliebten Sherlock aus der BBC Serie erinnert, was ich nicht schlecht finde - ganz im Gegenteil: Es hat mich echt neugierig gemacht! Weiterhin ist eine interessante Gruppenzusammensetzung in der Eliteschule vorzufinden, etwas, was in den meisten Schul- und Internatsgeschichten nicht mehr wegzudenken ist. Schließlich wird es für den Leser so deutlich abwechslungsreicher aufgrund von vorprogrammierten Missverständnissen, Bündnissen, Liebesgeschichten und Streitigkeiten. Wo ich auch schon beim nächsten Punkt bin: Der Schlagabtausch ist herrlich geschrieben, die Autorin hat hier die Goldene Mitte gefunden. Weder zu müde noch übertrieben formuliert, insbesondere Stevie und David kommen sich immer wieder in die Quere.

Hervorragend ist auch der Handlungsort: Eine abgelegene Schule, die ohne finanzielles Limit nach den Vorlieben des Gründers erbaut wurde. Ein große Villa im Zentrum und um sie herum die verschiedenst aussehenden Häuser mit den Klassen- und Wohnräumen. Der Unterricht wird zum Teil individuell angepasst, was mich beim Lesen bereits hat überlegen lassen, welchen Unterricht ich gerne in der Schule gehabt hätte. Wobei ich an eine solche Eliteschule wohl nie gekommen wäre. [Geheimgänge und alte Statuen muss man nicht mit erwähnen, die sind selbstverständlich schon inbegriffen! Die gedruckte Karte im Buch finde ich daher sehr praktisch.]

Wie bereits erwähnt, ist Stevie nahezu besessen von der Kriminologie, doch dafür, dass sie eine berufliche Karriere beim FBI einschlagen möchte, hinterfragt sie wenig, ist sehr schüchtern und ergreift zu selten die Initiative. Da hatte ich als Leser zu Beginn mehr erwartet. Jedoch werden diese Punkte damit begründet, dass die Protagonistin die meiste Zeit ihres Lebens im Zimmer mit dem Lesen von Kriminalfällen und Hören von Podcasts verbracht hat und ihre Freunde fand sie ausschließlich über Online Foren. Ich bin hier ein wenig hin und her gerissen. Zum Einen gefällt es mir, dass uns keine perfekte Ermittlerin vor die Nase gesetzt wird, sodass wir sie auf ihrem Weg begleiten können. Auf der anderen Seite hätte ich mir doch einen Tick mehr gewünscht, um die Spannung und das Mitfiebern zeitiger zu erhöhen.


Gelegentlich springt die Handlung zurück in die vierziger Jahre, wo die berühmte 'Ellingham-Affäre' stattfand. Dies bietet dem Leser einen besseren Einblick in die Geschehnisse und zeigt das Wissen auf, dass sich die Protagonistin über Jahre hinweg erarbeitet hat. Besonders die Vernehmungen der Zeugen empfand ich als sehr unterhaltsam und interessant.

Richtig spannend wird es erst im letzten Drittel des Buches, als ein Mord geschieht. Nun endlich fängt Stevie an zu ermitteln, wird aktiver und die Handlung nimmt Fahrt auf. Doch das hätte schon eher passieren müssen, die Einleitung war viel zu lang, wenn auch dank des einfachen Schreibstils leicht und flüssig zu lesen.

Zu der Kussszene muss ich noch ein paar Worte schreiben: Diese kam unvorbereitet und passt nicht zur Entwicklung des weiblichen Charakters, weil diese auf sozialer Ebene so viele kleine Probleme hat, dass sie noch nicht bereit ist für eine solche Handlung. Die Geschichte wäre auch ohne einen Kuss gut geworden, vielleicht hätte man es sich für den zweiten Band aufheben können.

Die Gewaltverbrechen in Vergangenheit und Gegenwart wurden von der Autorin gut durchdacht und mysteriös verpackt, allein dadurch entsteht eine gewisse Grundspannung und Neugier darüber, was alles dahinter stecken mag.
Das Ende beinhaltet eine Enthüllung sowie einen Cliffhanger, welcher den Leser sehnsüchtig auf den zweiten Band warten lässt. Doch auch ohne den Cliffhanger würde ich mich sehr auf die Fortsetzung freuen, weil es sich hier um einen gut gelungenen Auftakt handelt, in dem man die Einleitung etwas kürzer hätte fassen können.

Ich vergebe 4 von 5 Sterne!