10. April 2019

Maureen Johnson: Ellingham Academy - Was geschah mit Alice?


Aus dem Amerikanischen übersetzt von Sandra Knuffinke und Jessika Komina

Ab 13 Jahren

464 Seiten

Hardcover mit Schutzumschlag, Prägung 

ISBN 978-3-7432-0206-1

Erschienen: 11.02.2019

Quelle: www.loewe-verlag.de



Rezension:

Die Haupthandlung spielt in der Gegenwart und begleitet Stevie Bell, welche ein großer Fan von Sherlock Holmes und anderen Detektiv-Romanfiguren ist, auf ihrer neuen Schule, der Ellingham Academy. Ihr Lieblingsfall ist das Jahrzehnte zurückliegende und ungelöste Verbrechen der besagten Schule, welches Stevie endlich lösen möchte.

Tatsächlich hat mich Stevie nach einer Weile an den beliebten Sherlock aus der BBC Serie erinnert, was ich nicht schlecht finde - ganz im Gegenteil: Es hat mich echt neugierig gemacht! Weiterhin ist eine interessante Gruppenzusammensetzung in der Eliteschule vorzufinden, etwas, was in den meisten Schul- und Internatsgeschichten nicht mehr wegzudenken ist. Schließlich wird es für den Leser so deutlich abwechslungsreicher aufgrund von vorprogrammierten Missverständnissen, Bündnissen, Liebesgeschichten und Streitigkeiten. Wo ich auch schon beim nächsten Punkt bin: Der Schlagabtausch ist herrlich geschrieben, die Autorin hat hier die Goldene Mitte gefunden. Weder zu müde noch übertrieben formuliert, insbesondere Stevie und David kommen sich immer wieder in die Quere.

Hervorragend ist auch der Handlungsort: Eine abgelegene Schule, die ohne finanzielles Limit nach den Vorlieben des Gründers erbaut wurde. Ein große Villa im Zentrum und um sie herum die verschiedenst aussehenden Häuser mit den Klassen- und Wohnräumen. Der Unterricht wird zum Teil individuell angepasst, was mich beim Lesen bereits hat überlegen lassen, welchen Unterricht ich gerne in der Schule gehabt hätte. Wobei ich an eine solche Eliteschule wohl nie gekommen wäre. [Geheimgänge und alte Statuen muss man nicht mit erwähnen, die sind selbstverständlich schon inbegriffen! Die gedruckte Karte im Buch finde ich daher sehr praktisch.]

Wie bereits erwähnt, ist Stevie nahezu besessen von der Kriminologie, doch dafür, dass sie eine berufliche Karriere beim FBI einschlagen möchte, hinterfragt sie wenig, ist sehr schüchtern und ergreift zu selten die Initiative. Da hatte ich als Leser zu Beginn mehr erwartet. Jedoch werden diese Punkte damit begründet, dass die Protagonistin die meiste Zeit ihres Lebens im Zimmer mit dem Lesen von Kriminalfällen und Hören von Podcasts verbracht hat und ihre Freunde fand sie ausschließlich über Online Foren. Ich bin hier ein wenig hin und her gerissen. Zum Einen gefällt es mir, dass uns keine perfekte Ermittlerin vor die Nase gesetzt wird, sodass wir sie auf ihrem Weg begleiten können. Auf der anderen Seite hätte ich mir doch einen Tick mehr gewünscht, um die Spannung und das Mitfiebern zeitiger zu erhöhen.


Gelegentlich springt die Handlung zurück in die vierziger Jahre, wo die berühmte 'Ellingham-Affäre' stattfand. Dies bietet dem Leser einen besseren Einblick in die Geschehnisse und zeigt das Wissen auf, dass sich die Protagonistin über Jahre hinweg erarbeitet hat. Besonders die Vernehmungen der Zeugen empfand ich als sehr unterhaltsam und interessant.

Richtig spannend wird es erst im letzten Drittel des Buches, als ein Mord geschieht. Nun endlich fängt Stevie an zu ermitteln, wird aktiver und die Handlung nimmt Fahrt auf. Doch das hätte schon eher passieren müssen, die Einleitung war viel zu lang, wenn auch dank des einfachen Schreibstils leicht und flüssig zu lesen.

Zu der Kussszene muss ich noch ein paar Worte schreiben: Diese kam unvorbereitet und passt nicht zur Entwicklung des weiblichen Charakters, weil diese auf sozialer Ebene so viele kleine Probleme hat, dass sie noch nicht bereit ist für eine solche Handlung. Die Geschichte wäre auch ohne einen Kuss gut geworden, vielleicht hätte man es sich für den zweiten Band aufheben können.

Die Gewaltverbrechen in Vergangenheit und Gegenwart wurden von der Autorin gut durchdacht und mysteriös verpackt, allein dadurch entsteht eine gewisse Grundspannung und Neugier darüber, was alles dahinter stecken mag.
Das Ende beinhaltet eine Enthüllung sowie einen Cliffhanger, welcher den Leser sehnsüchtig auf den zweiten Band warten lässt. Doch auch ohne den Cliffhanger würde ich mich sehr auf die Fortsetzung freuen, weil es sich hier um einen gut gelungenen Auftakt handelt, in dem man die Einleitung etwas kürzer hätte fassen können.

Ich vergebe 4 von 5 Sterne!


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen