12. Juni 2020

Holly Black: Elfenkrone (Band 1)

Übersetzt von Anne Brauner

Ab 14 Jahren

444 Seiten

Taschenbuch

ISBN: 978-3-570-31358-9

Erschienen: 11.05.2020
(Dt. Erstausgabe 19.11.2018)

Quelle: www.randomhouse.de


Bei stark gehypten Büchern bin ich immer etwas vorsichtig und versuche, meine Erwartungen möglichst gering zu halten. 'Elfenkrone' gehört in diese Kategorie und -zum Glück- ziemlich unwissend und neugierig begann ich zu lesen..

Wieder so ein Buch, in das ich quasi hineingesprungen bin, so leicht und flüssig war der Einstieg in die Handlung! Erzählstil von Anfang an mitreißend, sogar die Monologe gefielen mit richtig gut, taten dem Geschehen kein Abbruch und senkten auch nicht die Spannung. An zwei, drei Stellen hätte man etwas kürzen können, aber sonst alles top.

Jude finde ich klasse, mit all ihren guten und nicht so guten Charakterzügen. Und warum? Sie entspricht nicht der Mainstream-Protagonistin, sondern hat ein starkes Bewusstsein und geht ihren eigenen Weg. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein egoistischer Alleintrip, den sie da macht. Doch das ist gut so und passt auch zum gesamten Buch; der Handlung, den Charakteren usw. Zu Beginn empfand ich ihre Machtbesessenheit noch etwas kritisch, doch je besser ich Jude kennenlernte und ein Ereignis dem nächsten folgte passte es wie die Faust auf's Auge, noch mehr, es gefiel mir ausgezeichnet!
Die anderen Charaktere reißen einen ebenso mit, so vielschichtig und lebendig sind sie! So richtig Gut und Böse gibt es nicht, jeder hat irgendwie Dreck am Stecken und das macht die Handlung noch viel interessanter.

Vor allem, weil es am Anfang noch keinen roten Faden gibt. Ich z.B. habe die Story zu Beginn sehr genossen, denn man lernt die Figuren und ihren Alltag kennen, viele verschiedene Dinge passieren und man rätselt, wohin das alles führen mag. Im Nachhinein muss ich aber sagen, dass man den ersten Teil etwas anders hätte gestalten können, denn der Rest des Buches verwandelt sich fast in das Gegenteil, so viel passiert. Aber psst, mehr verrate ich nicht, lest selbst!

Bereits zu Beginn habe ich einen Charakter sehr ins Herz geschlossen und emotionale Höhen und Tiefen konnte ich somit nicht mehr vermeiden. Das Buch zu beenden, insbesondere die letzten 100 Seiten, war echt krass und man bleibt mit gemischten Gefühlen sitzen. Doch das finde ich positiv, denn das Buch/Ende lässt einen nicht in Ruhe, man denkt auch später noch darüber nach und ich persönlich möchte mir am liebsten gleich Band 2 schnappen.

Judes Art zu denken und zu handeln gibt dem Leser auf jeden Fall einige Denkanstöße. Man kann nicht immer nur hoffen und warten, dass etwas bestimmtes passiert oder man etwas erhält, das man sich wünscht. Man muss arbeiten, Geduld zeigen, etc. und sich selber dabei fragen, wie viel bedeutet mir das Ziel, was bin ich bereit, dafür zu tun? Tatsächlich fällt mir hierzu das Zitat "Alles auf dieser Welt hat seinen Preis" aus 'Krabat' von Otfried Preußler ein. Jude will Macht, doch das kostet.. Wie weit wird sie gehen? Wie sieht es mit den Konsequenzen aus? Wie wird sie das emotional und psychisch verarbeiten?

Die erschaffene Welt mit ihren Namen und Eigenarten finde ich sehr gelungen, auch wenn das teilweise in den Hintergrund geschoben wurde und ich freue mich schon darauf, in den Folgebänden mehr zu erfahren! Sehr dankbar war ich für die Karte am Anfang des Buches, ohne die wäre manches nicht so glaubwürdig erschienen, weil ich zunächst nicht damit rechnete, dass die Insel so klein ist.

Alles in allem war es richtig, mit möglichst gesenkten Erwartungen an 'Elfenkrone' heranzugehen. Der Auftakt ist toll, keine Frage, aber hätte ich das nicht gemacht, wäre ich vermutlich etwas enttäuscht. Das Buch hätte weniger Seiten oder mehr Story bei gleicher Seitenzahl haben müssen, dann wäre es perfekt.

Ich kann 'Elfenkrone' klar weiterempfehlen, denn es ist ein Jugendbuch der etwas anderen Art, doch trotz der überragenden Charaktere werden es "nur" 4,5 / 5 Sterne. (jedoch aufgerundet für einige Websites 5/5 Sterne)

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